Hautkrebsvorsorge Lieber Hautkrebs als Vitamin-D-Mangel?

BONN

Klare Worte beim 10. Rheinischen Hautkrebssymposium von Tagungspräsident Prof. Uwe Reinhold: Bei einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung könne der Mangel durch Einnahme eines Vitamin-D-Präparates behoben werden, "ohne den Patienten einem erhöhten Hautkrebsrisiko auszusetzen".

Jubiläum: Rheinisches Hautkrebssymposium fand zum zehnten Mal statt

Damit wandte sich Reinhold gegen anderslautende Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts, der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, des Netzwerks Frauengesundheit und anderer, die dieses gesundheitliche Problem mit einer ungeschützten UV-Bestrahlung in der Mittagszeit lösen wollen.

"Aufgrund des eindeutigen Zusammenhangs zwischen UV-Strahlung und Hautkrebsrisiken sind Dermatologen in besonderer Weise gefordert, dem tendenziellen Wandel der etablierten UV-Schutzempfehlungen entgegenzutreten", appellierte der Bonner Dermatologe vor rund 160 Hauttumorexperten an die Fachgruppe.

Hintergrund für diese kritische Entwicklung ist, wie Reinhold weiter ausführte, die weltweit in zahllosen Studien beschriebenen Vitamin-D-Mangelerscheinungen. Für Deutschland kommt eine epidemiologische Untersuchung des Robert-Koch-Instituts aus dem Jahr 2009 zu dem Ergebnis, dass niedrige Vitamin-D-Werte in der deutschen Bevölkerung häufig vorkommen – insbesondere bei älteren Frauen sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Demnach werden Vitamin-D-Werte unter 50 nmol/L nach aktuellem Kenntnisstand als unzureichend definiert.

Wissenschaftlich belegte Folgen schweren Vitamin-D-Mangels sind Rachitis bei Kindern und Osteoporose und Muskelschwäche im Erwachsenenalter. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf Zusammenhänge zwischen niedrigeren Vitamin-D-Spiegeln und Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bestimmten Tumoren.

Das RKI zog daraus die nach Reinholds Überzeugung falsche Konsequenzen: "In Nordeuropa sollte jeder vom Frühling bis Herbst für eine Auffüllung der Vitamin-D-Speicher sorgen. Dazu genügt ein Aufenthalt von etwa 15-20 Minuten im Freien, wenn Gesicht und Arme unbedeckt sind." Gemeint sei: "in der Mittagssonne ohne Sonnenschutz", erläuterte Reinhold vor rund 160 Dermato-Onkologen, die aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren.

Die Reichweite dieser RKI-Empfehlung zeigt eine bundesweite Stichprobenumfrage des Dermatologennetzes Onkoderm bei 448 Hausärzten, deren wesentliche Ergebnisse Reinhold darstellte: 63% der Allgemeinmediziner gaben an, Patienten mit Vitamin-D-Mangel eine vermehrte Sonnenexposition zu empfehlen. 62,5 Prozent halten in diesem Falle im Frühjahr und Sommer eine Aufenthaltsdauer von 20 bis 40 Minuten – ungeschützt und mittags – für erforderlich.

Doch der in Bonn niedergelassene Dermatologe beließ es nicht bei dieser Kritik: Er warb zugleich bei den Teilnehmern des Symposiums dafür, selbst als Fachärzte für Dermatologie eine mögliche Vitamin-D-Mangelversorgung ihrer Patienten in Erwägung zu ziehen und durch eine Blutuntersuchung abzuklären, um im gegebenen Fall die angemessene Behandlung in die Hand zu nehmen.

Mehr vom 10. Rheinischen Hautkrebssymposium in der August-Ausgabe der BVDD-Verbandszeitschrift DER DEUTSCHE DERMATOLOGE.