Ausgabe 04/2018 • Psoriasis Schuppenflechte kann auch die Nägel befallen

BERLIN (abd) – Bei vielen Menschen, die unter Schuppenflechte leiden, sind auch die Nägel betroffen. Die auffälligen Veränderungen des Nagels sind oft stigmatisierend und können soziale Kontakte ebenso beeinträchtigen wie feinmotorische Tätigkeiten.

Entzündlich gerötete, schuppende, verdickte Hautareale sind für die Schuppenflechte (Psoriasis) charakteristisch. Diese sogenannten Plaques treten vor allem an den Ellenbogen und Knien, im Gesicht und an der Kopfhaut, aber auch an anderen Hautregionen auf. „Etwa 80 bis 90 Prozent der Patienten mit Schuppenflechte entwickeln im Laufe ihres Lebens Veränderungen an den Nägeln“, berichtet Prof. Dr. Wiebke Ludwig-Peitsch, Klinik für Dermatologie und Phlebologie, Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Berlin. Ist die Nagelmatrix, die Wachstumszone des Nagels, betroffen, bilden sich typische Tüpfelnägel. Eine psoriatische Entzündung des Nagelbetts führt zu sogenannten Ölflecken, Verfärbungen und Splitterblutungen. Bei schwerem Verlauf kann der gesamte Nagel bröckelig und verdickt sein und sich vom Nagelbett ablösen.
Bei der Psoriasis kann es auch zu einer chronischen Entzündung der Gelenke, einer sogenannten Psoriasis-Arthritis, kommen. Zudem ist bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis das Risiko für Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Krankheiten, Adipositas, Diabetes und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen erhöht.
„Wie sehr Patienten unter einer Nagelpsoriasis leiden, wird oft unterschätzt“, sagt Prof. Ludwig-Peitsch. Betroffene empfinden die stets sichtbaren erkrankten Nägel häufig als stigmatisierend und schämen sich dafür. Manche wagen es kaum, anderen die Hand zu reichen. Die Hände tragen wesentlich zu einem gepflegten Erscheinungsbild bei – die auffälligen, unschönen Nagelveränderungen können daher soziale Kontakte erheblich beeinträchtigen. Im Berufsleben – sei es am Bankschalter oder an der Lebensmitteltheke – kann eine Nagelpsoriasis vor allem bei Kunden, die das Krankheitsbild nicht kennen, Vorurteile oder Ablehnung hervorrufen. Eine Nagelpsoriasis kann zudem feinmotorische manuelle Tätigkeiten erschweren. Sind die Fußnägel betroffen, kann jeder Schritt schmerzhaft sein. „Außerdem besteht bei Nagelpsoriasis ein fast dreifach erhöhtes Risiko, an einer Psoriasis-Arthritis zu erkranken“, so die Dermatologin.
Da es sich bei der Schuppenflechte um eine chronische Erkrankung handelt, ist in der Regel eine langfristige Therapie erforderlich. Die Behandlung der Nagelpsoriasis stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. „Aufgrund des langsamen Wachstums der Nägel ist oft erst nach monatelanger Behandlung mit einem Erfolg zu rechnen“, erklärt Prof. Ludwig-Peitsch. Bei einer leichten Nagelpsoriasis wird der Hautarzt äußerliche Medikamente verordnen. Diese dringen jedoch nur begrenzt in den Nagel ein und reichen daher vor allem bei ausgeprägtem Befund oft nicht aus. Bei mäßigem oder schwerem Nagelbefall mit ausgeprägten Nagelveränderungen, funktionellen Einschränkungen und beeinträchtigter Lebensqualität kann eine innerliche Therapie erwogen werden. Liegt gleichzeitig eine mittelschwere oder schwere Schuppenflechte der Haut oder eine Psoriasis-Arthritis vor,
können verschiedene Medikamente, die hierfür eingesetzt werden, auch die Nagelpsoriasis effektiv bessern. Ist die Nagelpsoriasis jedoch vorherrschend und die Haut nicht oder nur geringfügig beteiligt und sind auch die Gelenke nicht betroffen, erfolgt die Gabe außerhalb des Anwendungsgebiets, für das die Medikamente zugelassen sind, erläutert die Dermatologin. Die Kostenerstattung sollte dann vorab mit der Krankenkasse geklärt werden. Die Behandlung der Psoriasis und ihrer verschiedenen Erscheinungsformen erfordert eine individuelle, auf den Befund und den Leidensdruck abgestimmte Betreuung des Patienten, die auch mögliche Begleiterkrankungen berücksichtigt. Um die Versorgung zu verbessern
und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern, haben sich Hautärzte aus Kliniken und Praxen bundesweit zu regionalen Psoriasisnetzen zusammengeschlossen, berichtet Prof. Ludwig-Peitsch, Vorstandsmitglied im PsoNet Berlin und Brandenburg.