IGeL-Markt wächst auf 1,5 Milliarden Euro

Gesundheitspolitik

Wissenschaftliches Institut der Ortskrankenkassen legt Jahresbericht vor

BERLIN - Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat seine neuesten statistischen Angaben zum Selbstzahler-Markt vorgelegt. Demnach ist der Gesamtwert der verkauften Privatleistungen auf rund 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Das Institut kommt zu dem Ergebnis, das die niedergelassenen Ärzte immer mehr IGeL an gesetzlich Krankenversicherte verkaufen.

28,3 Prozent der Befragten gaben an, das ihnen innerhalb eines Jahres mindestens einmal eine medizinische Leistung auf Privatrechnung verkauft wurde. Für die Untersuchung hat das WIdO in einer repräsentativen Umfrage 2.500 GKV-Versicherte interviewt.


Nach der AOK-Erhebung entfallen die häufigsten IGeL auf Ultraschall- und Glaukomvorsorgeuntersuchungen, Medikamente, Heil- und Hilfsmittel sowie Blutuntersuchungen und Laborleistungen. An der Spitze der igelnden Ärzte liegen Augenärzte und Gynäkologen, die im Mittel sechs bis sieben Mal so häufig wie Allgemeinmediziner Selbstzahlerleistungen anbieten. Urologen bieten IGeL fünf Mal so häufig an wie Allgemeinmediziner; auch die Hautärzte sind laut WIdO eine Gruppe, die fleißig igelt: wie die Orthopäden viermal so häufig wie die Vergleichsgruppe.


„Die Kassen bezahlen alles, was einen nachgewiesenen Nutzen hat und medizinisch notwendig ist“, meint dazu Dr. Gerhard Schillinger vom AOK-Bundesverband. Dr. Monika Lelgemann, Leiterin der Fachbereichs Evidenzbasierte Medizin beim Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen in Essen fordert: „Zum Schutz der Patientinnen und Patienten vor unnützen und potentiell schädlichen Zusatzleistungen brauchen wir ein IGeL-Clearingverfahren.“