Hautärzte kündigen Kurzarbeit an

Gesundheitspolitik

KV bessert nach – Gesundheitsministerium will Zahlenwerk prüfen

MAINZ - Der anhaltende Protest der Dermatologen gegen die Unterfinanzierung der hautärztlichen Versorgung zeigt erste Wirkung. „Sie erhalten neue Honorarbescheide”, kündigte die stellvertretende KV-Vorsitzende Dr. Sigrid Ultes-Kaiser vor rund 100 Demonstranten und Staatssekretär Christoph Habermann im Foyer des rheinland-pfälzischen Gesundheitsinisteriums vor laufenden Kameras an.

Die KV Rheinland-Pfalz werde gegen den Rat der Fachabteilung die Rückstellungen verringern und die Regelleistungsvolumina für die Patientenversorgung um zehn Prozent anheben. Für die Dermatologen gebe es dann statt 15.58 Euro 17,12 Euro. Nach den neuesten Berechnungen der KV erhalte die Fachgruppe dann im Vergleich zum 1. Quartal 2008 ein Plus von 6,2 Prozent.

Für die Dermatologen wies die Landesleitung des BVDD diese Korrektur als unzureichend zurück. „Auf der anderen Rheinseite” erhielten Hautärzte für die gleiche Versorgungsleistung 20 Prozent mehr als in Rheinland-Pfalz. „Die Fachgruppe habe den Eindruck: Da kann doch etwas nicht stimmen”, sagte der Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD); DR. Klaus Fritz.


Im Vergleich zu den abgerechneten Leistungen des Jahres 2007 sei die Punktzahl für die Regelversorgung von damals 600 Punkten je Versicherten auf jetzt 490 Punkte verringert worden. „Das sind genau die 3,50 Euro, die uns jetzt fehlen”, verwies der stellvertretende BVDD-Landesvorsitzende Dr. Ralph von Kiedrowski auf eigene Berechnungen, die er dem Staatssekretär schriftlich aushändigte.

 

Es sei erkennbar, dass die KV – sach- und rechtswidrig – zur Finanzierung der Hautkrebsfrühekennung Mittel für die hautärztliche Regelversorgung abschmelze und auch in die Vergleichsrechnung 2008/09 mit einbezieht. Tatsächlich sei das Hautkrebsscreening aber erst zum 1. Juli neu eingeführt worden. Der Zufluß neuer Mittel für das zusätzliche Versorgungsangebot finde faktisch nicht statt, verdeutlichte von Kiedrowski. Die Hautärzte erwarteten, dass das Ministerium in seiner Verantwortung als Aufsicht eingreife.

Der Landesvorsitzende Dr. Klaus Fritz forderte das Ministerium auf, für Transparenz zu sorgen und den BVDD im Verfahren zu beteiligen. Es bestehe ein erhebliches Mißtrauen. „Wir sind schon einmal betrogen worden”, kam dazu ein Ruf aus den umstehenden Demonstranten.


„Auch uns sind die Berechnungen bislang nicht klar”, erklärte Staatssekretär Habermann. Dem Ministerium lägen Beschwerden weiterer Arztgruppen vor. Im Übrigen sei das Zahlenwerk der KV Gegenstand eines zeitnah anberaumten Gesprächs mit der KV bereits am kommenden Freitag, 18. Dezember. Dann solle auch geprüft werden, ob zur Sicherstellung weitere Mittel aus Rückstellungen zur Verfügung gestellt werden müssen, erläuterte Habermann auf Nachfrage.


Die Hautärzte in Rheinland-Pfalz werden nach dem Jahreswechsel bis zum 9. Januar aufwändige diagnostische Leistungen und operative Eingriffe aussetzen und auf Kurzarbeit umstellen. Mit reduziertem Personalbestand sollen dann lediglich noch Patienten versorgt werden, die bereits einen Termin erhalten haben. Für akute Fälle wird ein überregionaler hautärztlicher Notdienst eingerichtet.