Neuer BÄK-Präsident Ein Niedergelassener macht das Rennen

MünsterGesundheitspolitik

Der 122. Deutsche Ärztetag hat ein neues Präsidium der Bundesärztekammer (BÄK) gewählt. Neuer Präsident der BÄK ist Dr. Klaus Reinhardt. Der 59-jährige Facharzt für Allgemeinmedizin tritt die Nachfolge von Prof. Frank Ulrich Montgomery an, der nach acht Jahren als Präsident der Bundesärztekammer nicht mehr für das Amt kandidierte.

Dr. Klaus Reinhardt, Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Bundesvorsitzender des Hartmannbundes, ist neuer Präsident der Bundesärztekammer. Sarah Johanna Eick/ÄKWL

Dr. Klaus Reinhardt ist seit 25 Jahren als Facharzt für Allgemeinmedizin niedergelassen. Seit acht Jahren ist er Vorsitzender des Hartmannbundes, seit vier Jahren Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer und dort seit 2016 Vorsitzender des Ausschusses Gebührenordnung. Reinhardt konnte sich im dritten Wahlgang mit 124 zu 121 Stimmen gegen seine Mitbewerberin aus dem Bundesärztekammer-Vorstand, Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, durchsetzen. 

Reinhardt forderte die Ärzteschaft zur Geschlossenheit auf. „Im Gesundheitswesen ist der Kulturwandel im vollen Gang. Wenn wir diesen Wandel gestalten wollen, muss sich die Ärzteschaft auf die verbindenden Elemente besinnen und eine intelligente Vorwärtsstrategie entwickeln“, kündigte Reinhardt an. Dabei komme der ärztlichen Selbstverwaltung eine wichtige Funktion zu. „Wir dürfen die Selbstverwaltung nicht zur Auftragsverwaltung des Staates verkommen lassen. Die Herausforderungen für unser Gesundheitswesen sind einfach zu groß, als dass wir sie der Politik allein überlassen können“, sagte Reinhardt nach der Wahl.

Zudem brauche es mehr Zeit für ärztliches Handeln. Ärztliche Zuwendung und Empathie seien die Basis für das Vertrauen der Patienten in ihre Ärzte. Die Sicherstellung der dafür notwendigen Freiräume müsse wieder Maßstab des gesetzgeberischen, aber auch des selbstverwaltenden Handelns werden. "Das ist mein Credo, dafür werde ich kämpfen“, so Reinhardt. Als eines der wichtigsten Zukunftsthemen sieht der neue BÄK-Präsident die Digitalisierung des Gesundheitswesens. „Digitalisierung kann bei Diagnostik und Therapie helfen. Am Ende dürfen aber keine Algorithmen über Therapien entscheiden, sondern nur Ärztinnen und Ärzte. Und deshalb dürfen wir keinen Zweifel daran lassen, dass wir als Ärzteschaft diese Veränderungsprozesse aktiv mitgestalten wollen.“ 

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands e.V. (SpiFa) gratulierte dem neuen Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK). „Ich freue mich außerordentlich, dass ein niedergelassener Arzt und langjähriger Standespolitiker die Geschicke der BÄK leiten wird und dabei von zwei Kolleginnen unterstützt wird, die den ambulanten und den stationären Versorgungsbereich gleichermaßen repräsentieren“, sagte SpiFa-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Heinrich nach der Wahl des BÄK-Präsidiums. Er sei davon überzeugt, dass das neue Team die Bundesärztekammer wieder politischer machen und den Wert der ärztlichen Selbstverwaltung stärken wird. „Denn wir müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass die Selbstverwaltung bei der Politik zur Disposition steht.“ Der SpiFa - mit 31 Mitgliedsverbänden, darunter der BVDD, der größte Facharztverband Deutschlands - freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neu gewählten BÄK-Spitze. 

Zur Vizepräsidentin der Bundesärztekammer hat der Ärztetag Dr. Heidrun Gitter gewählt. Die 58-jährige Kinderchirurgin arbeitet als leitende Oberärztin in der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie im Klinikum Bremen-Mitte. Sie ist seit dem Jahr 2000 Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Bremen und seit 2012 deren Präsidentin. 

Ebenfalls zur Vizepräsidentin wurde die 68-jährige Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. Ellen Lundershausen gewählt. Sie arbeitet seit 1991 in Erfurt als niedergelassene HNO-Ärztin. Seit 2015 ist Lundershausen Präsidentin der Landesärztekammer Thüringen und seit 2008 Vizepräsidentin des Deutschen Berufsverbandes der HNO-Ärzte. 

 

red/BVDD