Präventionskampagne: Die eigene Haut, die wichtigsten zwei Quadratmeter des Lebens

Gesundheitspolitik

Krankenkassen und Unfallversicherungsträger sehen Aufklärungsbedarf

Berlin - Schwimmeuropameisterin Britta Steffen hat Hautprobleme. Zehnmal wöchentlich vier Stunden trainiert sie im Wasser. Paradoxe Folge: Die Haut trocknet aus und reagiert empfindlich auf Krankheitserreger. Das berichtete die 23jährige Brandenburgerin zum Auftakt der Präventionskampagne Haut – Motto: Deine Haut – die wichtigsten 2 Quadratmeter Deines Lebens“ – im alten Berliner E-Werk vor Dutzenden von Journalisten und laufender Kamera.

Guten Rat erhielt sie von Prof. Swen Malte John von der Arbeitsgemeinschaft Berufsdermatologie. Seinen Tipp, die Haut vor dem Sprung ins Becken sorgfältig mit schützendem Parafinöl einzureiben befolgt sie schon seit einigen Wochen und hat den Eindruck gewonnen, dass die irritativen Reaktionen auf das chlorgeschwängerte Naß seitdem nachlassen. Ob die Wasser abweisende Ölschicht darüber hinaus noch Tausendstel Sekunden Geschwindigkeitsverbesserung bringen, darüber mochte John nicht spekulieren.
„Deine Haut. Die wichtigsten zwei Quadratmeter Deines Lebens.“ ist eine Botschaft, die nicht mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommt und dennoch zugleich eine pädagogische und emotionale Ebene anspricht. Neben dem Bewusstsein schärfenden Aspekt beinhaltet die Präventionskampagne zusätzlich aber ein erklärendes Moment und verdeutlicht, warum die Haut die wichtigsten zwei Quadratmeter des Lebens sind. Darum lautet die mit dem Slogan eng verbundene Botschaft: „Sie atmet. Sie fühlt. Sie schützt.“
„Unser Ziel ist es, die Zahl der Berufsdermatosen weiter zu senken. Darunter fallen zum Beispiel Ekzeme durch Feuchtarbeit,“ umreißt der Hauptgeschäftsführer der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Dr. Joachim Breuer, das Ziel der auf 24 Monate projektierten bundesweiten Kampagne.
Nahezu 37 Prozent aller Berufserkrankungen sind Hauterkrankungen. Die direkten Krankheitskosten betrugen zuletzt rund 1,25 Milliarden Euro jährlich. Aufklärungsbedarf sehen die Veranstalter bei Betrieben wie Beschäftigten gleichermaßen. Und – Hautschutz rechnet sich, wie John in Berlin darstellte. Der Verlust für einen einzigen Tag Arbeitsausfall ist höher als die Kosten für ein Jahr Hautschutz, machte der Osnabrücker Hochschullehrer und Leiter des iDERM-Zentrums für Berufserkrankungen der Haut in Hamburg deutlich.
Neben Berufserkrankungen wollen die beteiligten gesetzlichen Krankenkassen auch andere Indikationen, vor allem aber die Hautkrebsvorsorge in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses rücken, um das Auftreten von Hautkrankheiten zu vermindern, einen günstigeren Krankheitsverlauf zu erreichen oder auch nur Vorurteile abzubauen, wie BKK-Vorstandsmitglied Klaus Dieter Voß unterstrich. Schuppenflechtekranke beispielsweise litten unter Stimatisierung, obwohl die Erkrankung nicht ansteckend ist. Bei der Behandlung der Erkrankung spiele das Umfeld eine wichtige Rolle. „Indem wir bei Nicht-Betroffenen unberechtigte Ängste und Vorurteile abbauen, schaffen wir ein Klima, in dem die Therapie erfolgreich verlaufen kann,“ so Voß.
Die Präventionskampagne Haut soll dazu beitragen, die Wahrnehmung der Haut als lebenswichtiges und schützenswertes Organ deutlicher im Bewusstsein der Gesamtbevölkerung zu verankern. Im Mittelpunkt stehen die Wechselwirkungen von Beruf, Freizeit und Lebensstil auf die Hautgesundheit.
„Die gemeinsame Präventionskampagne Haut zeigt: die Akteure in der sozialen Sicherung tragen keine Scheuklappen. Über die Grenzen der Sozialversicherungszweige hinweg haben 106 Träger aus gesetzlicher Kranken- und Unfallversicherung zur Zusammenarbeit in der Prävention gefunden – auch ohne Präventionsgesetz,“ sprach Breuer die gesundheitspolitische Dimension dieses in Größe und Reichweite für die Bundesrepublik bislang einmaligen Projektes an.
Träger der Initiative sind insgesamt 106 Organisationen allen voran der Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG), die gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung, die Landwirtschaftliche Sozialversicherung (LSV), der Bundesverband der Unfallkassen (BUK), der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK-BV) und der Bundesverband der Betriebskrankenkassen (BKK BV). Der BVDD ist als Kooperationspartner bundesweit beteiligt. Auch der kommende bundesweite Hauttag am 9. Mai wird im Zeichen der Kampagne stehen.
Zahlreiche Einzelaktivitäten sind verbunden mit den großen Marathonläufen, die in den Jahren 2007 und 2008 in Hamburg, Köln, Berlin und im Ruhrgebiet stattfinden. So haben die Initiatoren inzwischen eine Marathonstaffel gegründet, die auf diesen Massenevents mit einem einheitlichen Outfit für die gemeinsame Sache wirbt. Daran werden auch Dermatologen teilnehmen.
Bei den rund um die Sportveranstaltung stattfindenden Messen erhalten die teilnehmenden Verbände und Organisationen ein Forum. Der BVDD wird dort mit Experten vertreten sein. Darüber hinaus stellt die Pressestelle des BVDD auf Anforderung kostenfrei Hautexperten für regionale öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung.