
Dermatologie in Zeiten von Covid-19
Der BVDD und die DDG haben zur Unterstützung ihrer Mitglieder in Fragen zur Anpassung an die geänderten Rahmenbedingungen und in Vorbereitung auf eventuell wiederkehrende oder länger anhaltende Arbeitsabläufe die Arbeitsgruppe Corona-Taskforce gegründet. Diese stellt Informationen für den Versorgungsalltag in Praxis und Klinik für die Fachgruppe zusammen. Der Corona-Taskforce gehören aus dem BVDD Dr. Cora Lu Overbeck, Hannoversch Münden, Dr. Michael Reusch, Hamburg, und Dr. Jan Ter-Nedden, Hamburg, und aus der DDG Prof. Tilo Biedermann, München, Prof. Peter Elsner, Jena, Prof. Harald Löffler, Heilbronn und Prof. Peter von den Driesch, Stuttgart, an.
In der Taskforce werden drei Hauptthemen bearbeitet:
- Vorschläge zur Anpassung/Übernahme für den Praxisalltag, Dermatologie in Zeiten von Covid-19
- Veränderungen in der Lehre der Dermatologie
- Veröffentlichungen zu spezifischen dermatologischen Symptomen von Covid-19 und deren geordnete Erfassung und Auswertung
Regelmäßig aktualisierte Informationen der Corona-Taskforce im Nachrichtenformat finden Sie im Anschluss sowie hier den Link zur Corona-Info-Seite der DDG.
Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen, Anmerkungen oder Ideen direkt unter der E-Mail-Adresse der Taskforce.
Ihr Jan Ter-Nedden und Ihre Cora Overbeck
Nachrichten der Corona-Taskforce

Miteinander durch die Krise
Ideen und Angebote der Mitglieder
An dieser Stelle möchte der BVDD all denjenigen Dermatologinnen und Dermatologen eine Plattform bieten, die aus der Not heraus neue Ideen schöpfen, um diese mit der Fachgruppe zu teilen. Mit der Veröffentlichung kann anderen Kolleginnen und Kollegen möglicherweise weitergeholfen werden, mit der Krise umzugehen.

Schutzscheibe am Empfang: Eigenkonstruktion spart Geld
Wir haben (für unter 30 €) einen Schutz für die MFA´s selbst „gebastelt“, nicht Designerpreis würdig, aber effektiv. Die Versichertenkarten müssen die Patienten schon seit Wochen selbst in die Leseterminals stecken. Das erspart die Desinfektion.
Dr. Ralph von Kiedrowski, Selters

Schutzmaßnahmen: Abstand halten und Mundschutz
Die Patienten werden nur mit Abstand ins Wartezimmer gesetzt oder bleiben in den Gängen. Sie werden aktiv aufgefordert sich vorher telefonisch zu melden, wenn Symptome bestehen. Wann immer es möglich ist wird Abstand zu den Patienten gehalten. Die Zimmer werden mehrmals täglich desinfiziert, insbesondere die Türklinken.
Bereits vor 3 Wochen haben wir begonnen uns selbst mit Mund-Nase-Schutz auszustatten. Sie werden von den Helferinnen genäht. An Atemschutzmasken FFP2 und 3 kommen wir derzeit nicht ran. Schutzkittel haben wir ebenfalls nicht.
Dr. Eva Lydia Marcus, Poing

Neue Herausforderungen: Toilettenpapier Problematik in der Praxis
Wir geben die Rollen Toilettenpapier inzwischen einzeln aus und verstecken die Desinfektionsmittel.
Am Empfang haben wir Barrieren aufgebaut, damit distanzlosere Patienten nicht den Tresen belegen können beziehungsweise die Arzthelferin nicht mehr breit anhusten. Der Patient wird erst dann in die Praxis gelassen, wenn ein anderer raus kommt. Außerdem dürfen Patienten nur einzeln, ohne Familienanhang (außer bei Kleinkindern) in die Praxis. Wenn eine Begleitung nötig ist, dann höchstens eine Person.
Probleme: Die Desinfektionsmittel sind teuer, wenn man überhaupt noch welche kriegt. Die Fortsetzung einer verantwortungsvollen Praxisarbeit unter erhöhten Hygienebedingungen ist kaum möglich. Der zeitliche Aufwand steigt erheblich.
Dr. Hans-Jürgen Heßler, Rendsburg
Sicherheitsvorkehrungen: Praxisbetrieb auf Notwendiges reduziert
Unsere Patienten müssen vor der Praxistür warten, klingeln und dürfen dann nur einzeln zur Anmeldung hereinkommen.
Maximal drei Patienten dürfen sich zur gleichen Zeit im Wartezimmer aufhalten, die andern vor der Türe.
Es gilt Sicherheitsabstand und das Tragen von Mundschutz.
Außerdem haben wir aktuell den Praxisbetrieb auf nur medizinisch Notwendiges reduziert.
Praxis Drs. Radny / Gemmeke, Friedrichshafen
Beitrag: Schutz vor Infektion mit SARS-CoV-2?
Inspiriert durch verschiedene Mitteilungen, dass Zink und Vitamin D bei älteren Menschen das Risiko von Lungenentzündungen vermindere und das Immunsystem positiv beeinflusse, habe ich relevante Informationen zu dieser Thematik in einem Beitrag verarbeitet.
Prof. Dr. Gerhard Alfons Lutz, Bonn

Praxis umorganisiert: Corona-Ambulanz
Wir haben den dermatologischen Betrieb von zwei Praxen auf eine Praxis konzentriert. Hier werden alle dringlichen dermatologischen Aufgaben erledigt. Der OP- und Bestrahlungsbetrieb sowie klinische Studien können auf diese Weise weiter laufen.
In der anderen Praxis betreiben wir jetzt eine Corona-Ambulanz und führen Corona-Test Abstriche für Bremen-Nord durch.
Dr. Uwe Schwichtenberg, Bremen
Neu organisiert: Teams bilden - Quarantäne vermeiden
Momentan sind wir in unserer Praxis 3 Ärzte. Dementsprechend haben wir 3 Teams gebildet - jeweils mit einem Arzt und 3 Mitarbeiterinnen. Jedes Team hat eigene Arbeitszeiten und steht nicht in Kontakt mit einem anderen Team. Die Überlegung dahinter: Wenn ein Team an Corona erkranken sollte, können die anderen beiden Teams die Versorgung weiter aufrecht erhalten.
Dr. Stefanie Baum, Kassel

Mundschutz: Patienten zum Tragen aufgefordert
Wir haben auf unserer Webseite, auf dem Anrufbeantworter und an der Tür ein Schild/eine Ansage, dass die Patienten möglichst mit Mundschutz in die Praxis kommen sollen. Der Bitte kommen ca. 50 % der Patienten schon nach (meistens handelt es sich um selbst genähten Mundschutz).
Dr. Lutz Büchner, Dresden

App entwickelt: Voranschreiten der Corona-Infektionen auf Landkreisebene verfolgen
Wir, zwei Dermatologen aus München, haben neben dem Beruf eine App entwickelt, mit der Corona Infektionsdaten auf Landkreisebene eingesehen werden können. Covid View ermöglicht, das Voranschreiten der Coronainfektionen auf Landkreisebene zu verfolgen. Dies kann konkrete Auswirkungen auf den Alltag haben, da in einem Gebiet mit hoher Infiziertendichte natürlich besondere Vorsicht geboten ist. Die übersichtliche, einfach zu bedienende Darstellung wichtiger Corona-bezogener Informationen soll helfen, die Wirkung der Maßnahmen, wie der Ausgangsbeschränkungen, aufzuzeigen und die Bevölkerung zu informieren.
Felix Bauerdorf, München
KV Hamburg: Anschaffungen für Schutzausrüstung werden erstattet
Die KV Hamburg konnte mit den Krankenkassen vereinbaren, dass die Kosten für Schutzausrüstung, die eine Praxis selbst organisiert hat, erstattet werden. Das geht aus einem Rundschreiben des Vorstandes der KV Hamburg hervor. Demnach umfasst die Regelung Bestellungen von Mund-Nasen-Schutz (OP-Masken), FFP2 Masken, FFP3 Masken (soweit für die vertragsärztliche Versorgung zwingend benötigt), Einmalschutzkittel, Schutzbrillen – jeweils in handelsüblichen Mengen. Akzeptiert werden laut KV Bestellungen mit Rechnungen im Zeitraum 1. März 2020 bis 31. Mai 2020. Der Arzt muss die Bestellung selbst vornehmen und die Rechnung selbst begleichen (Vorleistungspflicht). Zur Erstattung der Rechnungen soll das unter https://www.rpd.de/ schutzausruestunghh.pdf eingestellte Formular ausgefüllt, die Rechnungen im Original oder als pdf-Ausdruck beigefügt und beides per Post an die „Rezeptprüfstelle Duderstadt“ geschickt werden. Die Adresse steht auf dem Formular. Die Verwendung des Muster 16 (Kassenrezept) in diesem Zusammenhang ist laut KV Hmaburg nicht zulässig. Die Krankenkassen behalten sich vor, die Einhaltung vor allem der Wirtschaftlichkeit (Menge, Preis) in Einzelfällen zu prüfen.
Dr. Jan Ter-Nedden, Hamburg

Mundschutz: Mehrfach wechseln, abends waschen
In der Praxis wird OP-Mundschutz getragen. Aktuell lasse ich waschbaren Stoff-Mundschutz für alle Praxismitarbeiterinnen und Praxismitarbeiter nähen. Diese können mehrfach am Tag gewechselt und abends dann gewaschen werden.
Dr. Ralph von Kiedrowski, Selters

Schutzausrüstung: Schutzmasken aus dem 3D-Drucker
Von einer Design Agentur haben wir Schutzmasken aus dem 3D-Drucker zur Verfügung gestellt bekommen.
Zusätzlich haben wir letzte Woche einen Sichtschutz am Empfang bekommen. Den werden wir auch nach der Coronakrise behalten. Vielleicht ist dann der Krankenstand der Mitarbeiter*innen an der Anmeldung geringer.
Da uns mittlerweile die OP Masken ausgegangen sind, hat eine Mitarbeiterin einen ganzen Satz super Mundschutze genäht.
Dr. Stefanie Baum, Kassel

Mundschutz: Ein Zeichen der Solidarität und Achtung
Jeder Patient/Gast erhält, bevor er die Praxis betritt, eine handgefertigte Stoffmaske als Mund-Nasen-Schutz. Die Tröpfcheninfektion wird so seitens der Patienten/Gästen gemindert. Vor Verlassen der Praxis werden die Mehrwegmasken abgegeben und täglich mit speziellen Hygienewaschmittel in der praxiseigenen Waschmaschine gewaschen. Die Patienten fühlen sich so geschützter und auch uns als Team gibt diese Maßnahme ein beruhigendes Gefühl. Falls ein Patient um eine handgefertigte Stoffmaske bittet, kann er diese gegen eine Spende für Ärzte-ohne-Grenzen mit nach Hause nehmen.
Die Maßnahme der handgefertigten Stoffmasken ist ein schönes Zeichen der Solidarität und Achtung. Der nationale Chef Virologe Drosten bezeichnete das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken als „ein Zeichen der Höflichkeit“. Dieser höfliche Umgang kommt bei unseren Patienten gut an.
Dr. Manfred Wittenhorst, Euskirchen
Staatshilfen: Kurzarbeit, Kredit oder Verzicht auf Staatshilfen
Ich habe die Helferinnen jeweils eineinhalb Tage, ohne weitere Berechnungen oder Ausgleich, nach Hause geschickt. Bei einer überschlägigen Berechnung ergäbe Kurzarbeit für mich unter 1000 €, womit sich das Ausfüllen von Antragsformularen kaum lohnt.
Zum anderen brauche ich mit knapp 60 auch keinen Kredit mehr. Insofern nützen mir vergünstigte Kredite nichts und nach knapp 30 Jahren Praxis sollte man vielleicht genügend Liquidität für eine Krise haben. Auch gestundete Kosten müssten später bezahlt werden. Für die 9000/15000 € Soforthilfe ist nach meinem Dafürhalten zwingend erforderlich, dass die Abflüsse die Zuflüsse überschreiten - was bei mir auch im Krisenmodus nicht der Fall ist. Insofern habe ich da eher Angst vor Subventionsbetrug und beantrage sie nicht, zudem diese Subvention versteuert werden muss und in der Steuererklärung leicht erkennbar sein wird. Fazit: Verzicht auf Staatshilfen…
Dr. Tilo Freudenberger, Mannheim
Eigene Ideen mitteilen
Haben Sie Ihre Praxis aufgrund der Corona-Krise umorganisiert, besondere Maßnahmen für die Mitarbeitenden und Patienten getroffen oder andere kreative Ideen entwickelt? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an: w.hardt@. Wir sammeln alle Ideen und veröffentlichen diese hier. bvdd.de

Informationen für die Praxis
Kurzarbeit, Praxis unter Quarantäne, die MFA findet keine Kinderbetreuung - das alles sind Probleme, die zurzeit nicht nur dermatologische Praxen, sondern alle Arztpraxen gleichermaßen betreffen können. Da sämtliche Fragen rund um die Praxisorganisation, zu wirtschaftlichen und rechtlichen Belangen keine spezifisch dermatologischen sind, verweisen wir unsere Mitglieder auf das umfassende Informationsangebot des NAV-Virchowbundes, das für alle niedergelassenen Praxen gilt.