Operation ist nicht immer Mittel der Wahl

Weniger ist manchmal mehr - dieser Grundsatz gilt auch bei der Frage, ob eine Operation wirklich das Mittel der Wahl ist. Plastische Chirurgen beanspruchen mehr und mehr den operativen Bereich „Haut“ für sich, doch viele Hauterkrankungen können heute mit Salben, Licht oder Laser behandelt, unschöne Narben vermieden werden. Dafür ist zunächst eine gesicherte Diagnose wichtig.

Diagnostik und Therapie - beim Hautarzt aus einer Hand

WUPPERTAL - Weniger ist manchmal mehr - dieser Grundsatz gilt auch bei der Frage, ob eine Operation wirklich das Mittel der Wahl ist. Plastische Chirurgen beanspruchen mehr und mehr den operativen Bereich „Haut“ für sich, doch viele Hauterkrankungen können heute mit Salben, Licht oder Laser behandelt, unschöne Narben vermieden werden. Dafür ist zunächst eine gesicherte Diagnose wichtig.

„Seit vielen Jahrzehnten hat sich dabei das Grundkonzept der Dermatologie bewährt, Diagnostik und Therapie in einer Hand zu belassen“, sagt Privatdozent Dr. Thomas Dirschka aus Wuppertal. „Das Motto ‚erst herausschneiden und einschicken' entspricht nicht dem Verständnis moderner Dermatologie und ist auch in Zeiten hoher ästhetischer Ansprüche von Patienten völlig unangebracht.“
Leberflecke (Naevuszellnaevi) werden beispielsweise häufig operativ entfernt, weil vermutet wird, der Fleck sei bösartig. „Meist ein unnötiger chirurgischer Eingriff, der Narben zur Folge hat, nur weil die klinische Diagnose im Vorfeld nicht präzisiert wurde“, ärgert sich Dr. Dirschka. Der Hautarzt entscheidet zuerst mit Hilfe eines Auflichtmikroskops, ob das Mal überhaupt entfernt werden muss oder nicht und erspart so dem Patienten oftmals unnötige Operationen. Hierfür wurden in den vergangenen zehn Jahren wissenschaftlich gesicherte Kriterien für die Auswertung des Befundes aufgestellt.
Auch bei bösartigen Hautveränderungen haben sich gerade in den letzten Jahren vielfältige therapeutische Optionen ergeben, die, einzeln betrachtet oder in Kombination, eine maßgeschneiderte Individualtherapie ermöglichen. „Besonders eindrucksvoll belegt dies das Beispiel des so genannten ‚hellen Hautkrebses', dem aufgrund einer rasanten epidemiologischen Entwicklung eine besondere Bedeutung zukommt“, so Dr. Dirschka.
Jährlich erkranken in Deutschland bereits zirka 100.000 Frauen und Männer am „hellen Hautkrebs” - mit stark steigender Tendenz. Aus den bräunlichen, rauen und auf der Oberfläche verhärteten Hautstellen entwickelt sich in etwa 10 - 15 Prozent der Fälle ein bösartiger Hautkrebs, das Plattenepithelkarzinom, in Fachkreisen auch als Spinaliom bezeichnet.
„Wird die Gefahr rechtzeitig erkannt, ist es dem Dermatologen möglich, bestimmte Formen durch immunaktivierende topische Therapien oder auch eine spezielle Salben-Licht-Therapie erfolgreich zu behandeln“, erklärt Dr. Dirschka.
Ist jedoch eine Operation erforderlich, passt der Hautarzt seine Operationsstrategie an das biologische Verhalten der jeweiligen Tumorform an. „Viele Techniken der Hautchirurgie wie kleine Lappenplastiken im Gesichtsbereich oder Transplantattechniken wurden nachweislich von Dermatologen entwickelt und werden seit vielen Jahrzehnten von diesen eingesetzt“, weiß Dr. Dirschka.
Eine Erfahrung, die dem Patienten zugute kommt. „Wenn Mitglieder anderer Fachbereiche heute öffentlich für sich in Anspruch nehmen, ‚narbenfrei' operieren zu können und einen Alleinvertretungsanspruch für operative Techniken geltend machen, dann ist dies eine bewusste Irreführung von Patienten, die zu deren Lasten geht“, stellt Dr. Dirschka klar.