Ausgabe 05/2019 • Hidradenitis suppurativa Acne inversa – langwierig, doch behandelbar

MAINZ (abd) – Schmerzhafte Abszesse und Fisteln machen Betroffenen oft jahrelang zu schaffen: Die Acne inversa bedeutet eine enorme Beeinträchtigung der Lebensqualität, Arbeitsunfähigkeit und sozialer Rückzug können die Folge sein. Doch gemeinsam mit einem versierten Hautarzt lässt sich die Erkrankung in den Griff bekommen.

Wiederholte Abszesse, vor allem im Achsel-, Scham- und Leistenbereich, aber auch in anderen Hautfalten, kennzeichnen eine Acne inversa. Diese Eiteransammlungen gehen mit angeschwollenem, entzündlich gerötetem Gewebe einher und sind äußerst schmerzhaft. „Meist tritt die Erkrankung im frühen Erwachsenenalter auf“, berichtet Dr. Uwe Kirschner, Hautarzt in Mainz, der in seiner Praxis eine Spezialsprechstunde für Patienten mit chronischen Abszessen und Acne inversa anbietet. 

Ursache ist eine Verhornungsstörung der Talgdrüsen an den Haarwurzeln. Dabei kommt es zu einer Überproduktion hornbildender Zellen, einer sogenannten Hyperkeratose, die zum Verschluss des Ausführungskanals führt, sodass der Talg nicht mehr ausreichend abfließen kann. Talgdrüse und Haarwurzel entzünden sich, eingedrungene Bakterien vermehren sich und Eiter sammelt sich. Der Körper kapselt das betroffene Areal von gesundem Gewebe ab – ein Abszess entsteht. Auch benachbarte Schweißdrüsen können betroffen sein. Da früher fälschlicherweise angenommen wurde, dass die Erkrankung in den Schweißdrüsen ihren Ursprung hat, werden auch die Bezeichnungen Hidradenitis suppurativa oder Schweißdrüsenabszess verwendet. 

Ausgehend von einem Abszess kann sich eine Fistel entwickeln, bei der eine krankhafte Verbindung zur Hautoberfläche entsteht. Über diesen Gang fließt dann Sekret ab, dadurch kann es zu Nässen und einer unangenehmen Geruchsentwicklung kommen. An den betroffenen Hautarealen bilden sich häufig Narben.

Lebensqualität erheblich beeinträchtigt

„Die Acne inversa hat einen sehr starken negativen Einfluss auf die Lebensqualität“, betont Dr. Kirschner, der Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) ist. Schmerzen und verhärtetes Narbengewebe können zu Bewegungseinschränkungen führen. Abszesse und Fisteln ebenso wie daraus resultierende Vernarbungen werden oft als stigmatisierend empfunden. Scham des Betroffenen und Ablehnung durch andere können das Sozial-, Familien- und Sexualleben zusätzlich beeinträchtigen. „Sehr belastend sind auch Vorurteile, mit denen viele Betroffene zu kämpfen haben“, erläutert Dr. Kirschner. So werden Rauchen und Übergewicht oft fälschlicherweise für die Ursachen der Erkrankung gehalten. Diese Faktoren wirken sich zwar ungünstig aus. „Doch der Großteil meiner Patienten sind Nichtraucher, und auch sehr viele schlanke Menschen sind von einer Acne inversa betroffen“, berichtet Dr. Kirschner.  

Insbesondere bei ausgeprägten Formen der Acne inversa kann es zu Fehlzeiten am Arbeitsplatz bis hin zur Erwerbsunfähigkeit kommen. Sogar eine Anerkennung als Schwerbehinderung ist möglich. Ausgedehnte Entzündungen können auch den Allgemeinzustand beeinträchtigen, es können Schwellungen der Lymphknoten, Kopfschmerzen und Fieber auftreten. Oft werden die Blutgefäße im betroffenen Areal durch die Entzündung ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen und es kann zu Einblutungen kommen. Wenn Bakterien in die Blutgefäße gelangen, besteht die Gefahr einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung (Sepsis).

Bei der Acne inversa handelt es sich um eine chronisch-rezidivierende, das heißt immer wiederkehrende und sich oftmals im Zeitverlauf verschlimmernde Erkrankung. „Viele Betroffene haben einen jahrelangen Leidensweg hinter sich, bis die Erkrankung erkannt und adäquat behandelt wird“, berichtet Dr. Kirschner. Heilbar sei die Erkrankung nicht, doch um den Verlauf einzudämmen, sei eine frühzeitige Therapie wichtig. 

Durch adäquate Behandlung den Krankheitsverlauf stoppen

Als Goldstandard, insbesondere bei lokalisierten Erkrankungsformen, gilt eine operative Sanierung. Patienten müssen allerdings oft wochen- bis monatelange Ausfallzeiten in Kauf nehmen, bis die Wunde anschließend verheilt ist. Zudem kann es zu Rückfällen oder dem Auftreten von Abszessen an anderen Hautregionen kommen. 

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind verschiedene Medikamente. Bei entgleisenden Infektionen sind Antibiotika unverzichtbar. Antibiotika sind jedoch nicht als Dauertherapie geeignet, da diese mit Nebenwirkungen einhergehen und die Resistenzbildung fördern kann. Für die Behandlung der mittelschweren bis schweren Acne inversa zugelassen ist der Antikörper Adalimumab. Mit diesem Medikament ist eine Langzeittherapie erforderlich, da die Erkrankung nach dem Absetzen häufig erneut auftritt. Allerdings wirke das Medikament nicht bei allen Patienten, so Dr. Kirschner. Gute Erfahrungen macht der Hautarzt insbesondere bei leichteren bis mittelschweren Formen der Acne inversa mit einer physikalischen Therapie, bei der eine bestimmte Kombination aus Licht (IPL) und Radiofrequenz eingesetzt wird. „Häufig werden verschiedene Maßnahmen kombiniert, um eine Kontrolle der Hauterkrankung zu erzielen“, erklärt Dr. Kirschner. „Durch die Begleitung eines versierten Dermatologen können auch Patienten mit Acne inversa eine gute Lebensqualität erlangen“, so der Hautarzt.