Vorschau auf die gesundheitspolitische Agenda präsentiert

Gesundheitspolitik

„Dermatologische Praxis": Treffpunkt der Dermatologenfamilie

FRANKENTHAL - Die Tagung "Dermatologische Praxis" 2010 stand mehr denn je im Zeichen der für die Niedergelassenen nutzbaren Innovation. Neue Wege standen im Fokus bei einem Brainstorming zur Zukunft der Dermatologie und der Ankündigung des Innovationspreises Dermatologie. Der berufspolitische Vormittag am Samstag griff die heißen Eisen der Gesundheitspolitik auf.

Sechs Monate nach dem Regierungswechsel nimmt die Politik des neuen Gesundheitsministers Philipp Rösler Kontur an. Brandaktuell berichtete Dr. Rolf Koschorrek von einem Gespräch des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags am Vortag, in dem der Minister seine Agenda für die laufende Legislaturperiode vorstellte.

„Die Auswirkungen der Honorarreform auf die Regelleistungsvolumina waren so nicht intendiert", unterstrich der niedersächsische Zahnarzt.

Nachdenklich nahmen die in Frankenthal teilnehmenden Vorstandsmitglieder die Ankündigung auf, dass die Reform sämtlicher Vergütungssysteme noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden soll: zunächst die Gebührenordnung für Zahnärzte, dann auch die Gebührenordnung für Ärzte und parallel der künftige EBM.

“Es ist gut, dass wir auf die GOÄ-Reform vorbereitet sind und die Bundesärztekammer mit Beteiligung der Berufsverbände bereits ein eigenes Konzept basierend auf Einzelleistungen erarbeitet hat", kommentierte später Dr. Steffen Gass.

Die Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung soll zur Verbesserung der Versorgung genutzt werden, berichtete Koschorrek weiter. Vorgesehen sei weiter, die Bedarfsplanung auf den Prüfstand zu stellen und im Zuge einer Reform die Zulassungsbezirke deutlich zu verkleinern.

Ein rechts- und ordnungspolitisch sauberes System von Ergänzungs- und Zusatzversicherungen soll die „Zusammenarbeit“ von GKV und PKV verbessern. Darüber hinaus wolle der Minister die Entwicklung von regionalen Versorgungs- und Honorierungsmodellen fördern. Das gilt ebenso für die Versorgungsforschung, für deren Ausbau in Zukunft das Bundesforschungsministerium zuständig seien wird.

„Wir wollen, dass sie sich als Ärzte wieder stärker in die Gesundheitspolitik der kommenden Jahre einbringen", bekräftigte Koschorrek den längst eingeleiteten Paradigmenwechsel nach dem Aus für Ulla Schmidt. Dazu passt die ausdrückliche Einladung an den Vorstand des BVDD, mit ihm in naher Zukunft aktuelle gesundheitspolitische Fragen der dermatologischen Versorgung in einem Spitzengespräch zu erörtern.

Heiße Eisen packte DDG-Präsident Prof. Thomas Luger bei seiner Premiere vor dem Plenum des Frankenthaler Kongresses an: noch unter dem Eindruck der American Academy of Dermatology in Miami sprach er von einem regelrechten Schwanengesang der Dermatologie in den Staaten: die Allergologie sei dort längst nicht mehr Sache der Fachgruppe, auch die Versorgung von Hauttumoren sei in Gefahr. Lugers Appell lautete: „Wir müssen dermatologische Erkrankungen behandeln.“ Er sehe eine große Gefahr darin, angesichts der desaströsen Entwicklung in der Vergütung der Regelversorgung, nicht mehr die Breite des Fachgebiets darzustellen und den Schwerpunkt zunehmend auf die ästhetisch-korrektiven Methoden zu verlagern.

Die Versorgungsforschung des CVderm zeige: der Bedarf ist vorhanden, eine Verbesserung des Behandlungserfolgs sei angesichts des medizinischen Fortschritts möglich. „Wir haben heute das Glück", so Luger, „das viele moderne Therapien zunächst in der Dermatologie ausprobiert werden. Das ist eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen.“

In Frankenthal kamen rund 550 Dermatologinnen und Dermatologen aus ganz Deutschland zusammen. Für die MitarbeiterInnen gab es ein spezielles Programm, so dass zeitweise über 1000 Besucher bei der „Praktischen Dermatologie“ das Kongresszentrum in Frankenthal bevölkerten, um sich weiterzubilden

„Wir haben hier in Frankenthal als Vierländertagung der Landesverbände Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland begonnen,“ erinnerte Tagunsgpräsident Dr. Klaus Fritz an die Anfänge des Kongresses. „Inzwischen ist unsere Tagung als bundesweite Veranstaltung bekannt und ein Treffpunkt der bundesweiten Dermatologenfamilie – genau das macht ihren Charme aus “, so Fritz.