Praxen sollen Ende Juni eine Woche schließen

Gesundheitspolitik

Urabstimmung: RLV stürzt unter die 14 Euro-Marke

MAINZ/SELTERS - Die rheinland-pfälzischen Dermatologen wollen den neuerlichen Absturz des Regelleistungsvolumens (RLV) auf nur noch 13,27 Euro für das 3. Quartal nicht kampflos hinnehmen. „Ich habe heute morgen eine Urabstimmung eingeleitet. Wenn wir genügend Unterstützung bekommen, werden wir schon in der letzten Juni-Woche unsere Praxen komplett geschlossen halten“, sagt der BVDD-Landesvorsitzende Dr. Ralph von Kiedrowski.

Auf Nachfragen zu den RLV-Bescheiden für das 3. Quartal kann von Kiedrowski nur noch bitter lachen: angefangen bei 17,13 Euro (1. Quartal) über 15,63 Euro (2. Quartal) ist die Vergütung für die Regelversorgung je Fall auf 13,27 Euro abgestürzt. „Ich halte das Honorar für vertragswidrig, weil das RLV unter die Grundpauschale gefallen ist“, sagt von Kiedrowski. Eine entsprechende Anfrage habe er an das BVDD-Präsidium bzw. den Verbandsjustiziar gerichtet. Am Beispiel seiner eigenen Praxis rechnet von  Kiedrowski vor, das er bei jeder ärztliche Leistung draufzahlt: „Alleine bei den Rentnern summiert sich die Unterdeckung in meiner Praxis auf 500 Euro."

Wie üblich seien die KV-Verantwortlichen nicht für Gespräche erreichbar, aber von Kiedrowski glaubt selbst nicht daran, dass Verhandlungen mit der KV erfolgreich sein können. „Sie werden wieder auf die formal korrekte Berechnung verweisen“, vermutet von Kiedrowski.

Das Problem sei, dass die KV Rheinland-Pfalz zu Beginn des Jahres die Rückstellungen für Leistungen außerhalb des RLV zu niedrig angesetzt hatte. Hinzu kommen, dass ab 1. Juni zusätzlich eine Reihe von Leistungen, etwa psychiatrische Gespräche, aus der Regelversorgung heraus genommen wurden. „Warum nicht auch die Allergie-Leistungen?“, fragt von Kiedrowski.

Als Reaktion auf den RLV-Absturz schlägt der BVDD-Landesvorsitzende eine einwöchige Praxisschließung Ende Juni vor. Selbst ein Notdienst solle dann nicht mehr organisiert werden. „Ich weiß, dass das vertragswidrig ist, aber die RLVs sind es auch.“ Der Ausgang der Urabstimmung sei offen.

Nach ersten Rückmeldungen ist sich Kiedrowski nicht sicher, ob es zum Streik kommt. Als alternative Reaktion hätten Mitglieder vorgeschlagen konsequent die Leistungen zu reduzieren oder komplett auf Kostenerstattung umzusteigen. „Ich persönlich halte dies für schwieriger durchsetzbar als einen Streik“, sagte von Kiedrowski zu den Vorschlägen.

Ähnlich dramatisch die Situation in Hessen. „Uns kann nichts mehr schocken“, sagt Dr. Thomas Meyer zu dem aktuellen RLV-Bescheid: 13,50 Euro bekommen Hautärzte und Hautärztinnen in Hessen im 3.Quartal noch für die Regelversorgung. Wie sein Kollege in Rheinland-Pfalz ist Meyer der Auffassung, dass diese Honorierung schlicht rechts- und vertragswidrig ist.

Auch in Hessen wird man die weitere Kürzung nicht klaglos hinnehmen, so Meyer, konkrete Aktionen könne er aber noch nicht nennen. „Ich werde den Kollegen von Kiedrowski kontaktieren, um auszuloten, ob man in unseren Nachbarländern etwas gemeinsam machen kann“, so Meyer.

In den anderen KVen sind die RLV-Bescheide für das 3. Quartal noch nicht verschickt. Die Reaktion in Rheinland-Pfalz stößt aber auf Verständnis. „Da würde ich gar keinen Patienten mehr reinlassen“, sagt Dr. Rainer Fritzsche, stellvertretender BVDD-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg. Zwar sei das RLV im 2. Quartal in Baden-Württemberg mit 13,77 Euro ähnlich niedrig gewesen, anders als in Rheinland-Pfalz aber die Allergie-Leistungen nicht enthalten. „Irgendwo sind Grenzen“, sagt Fritzsche.

Weniger gelassen sieht es die sächsische Landesvorsitzende Dr. Grit Richter-Huhn. Richter-Huhn erwartet für das 3. Quartal weitere Einbußen, die KV Sachsen würde aber wahrscheinlich die Bescheide wieder erst kurz vor Quartalsbeginn verschicken.

„Das schaffen selbst die Anästhesisten nicht mehr, uns so zu betäuben, dass wir die Entwicklung gelassen hinnehmen können“, sagt Richter-Huhn, die ebenfalls weitere Proteste ankündigt. „Es geht um die nackte Existenz“, so die Landesvorsitzende.

 

Nach aktuellen Informationen für das 3. Quartal bleibt Hamburg Spitzenreiter bei den RLVs: Dermatolgen in der Hafenstadt erhalten 22,56 Euro. Auch die beiden anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin schneiden mit 18,95 bzw 18,63 Euro noch relativ gut ab. Die KV Schleswig-Holstein hat das RLV für das 3. Quartal auf 16,30 Euro festgelegt, in Westfalen-Lippe bewegt es sich je nach Praxisausrichtung zwischen 17 und 17,81 Euro.