Klassenkämpferischer Aufsichtsrat verunglimpft ärztlichen Berufsstand

Gesundheitspolitik

Zwei-Klassen-Staat: Lauterbach bringt seine Tiraden jetzt auch als Buch heraus

Berlin - Harsche Reaktionen hat die Vorabveröffentlichung von Auszügen us Prof. Karl Lauterbachs Buch „Der Zweiklassenstaat“ im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ ausgelöst.

„Es ist unsäglich, dass es derzeit einen Trend zu geben scheint, die Ärzteschaft in Buchform zu verunglimpfen – getreu dem Motto ‚auf die Ärzte feste drauf, dann geht die verkaufte Auflage schon rauf’,“ erklärte der 1. Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Köhler. Niemand dürfe sich wundern, wenn junge Mediziner unter solchen Umständen nicht mehr Arzt sein wollen. „Auch der Hinterbänkler Lauterbach scheint diese Folgen zum eigenen finanziellen Wohle gerne in Kauf zu nehmen,“ sagte Köhler weiter.
„Das Argument der ‚Doppelten Facharztschiene’ von Prof. Lauterbach ist schlicht falsch und führt gesundheitspolitisch in die Irre“, erklärte Thomas Scharmann, Bundesvorsitzender des Deutschen Facharztverbandes, und verwies auf das IGES-Gutachten seines Verbandes vom April (Der Deutsche Dermatologe berichtete.
Das Hamburger Landgericht erließ eine einstweilige Verfügung. Lauterbach spricht in seinem Gastbeitrag für den „Spiegel“ von einem „Abgrund der Abneigung gegen Patienten" und zitiert als Beleg einen Leserbeitrag aus dem Forum des Online-Nachrichtendienstes www.facharzt.de, verschweigt allerdings, dass der Autor diesen klar als Satire gekennzeichnet hatte.
Der Leverkusener SPD-Abgeordnete bekräftigt in seiner neuen Publikation den Vorwurf der „Zweiklassenmedizin“ in Deutschland. Gesetzlich Krankenversicherte zahlten überproportional für ihre medizinische Versorgung und erhielten dennoch eine erheblich schlechtere Behandlung als Privatpatienten. Zum Glück gebe es auch Ärzte, so Lauterbach, die nicht von der Zweiklassenmedizin korrumpiert werden und alle Patienten gleich behandeln. Die Zweiklassenmedizin bestrafe aber ausgerechnet die Ärzte, die das größte soziale Engagement mitbringen und bewusst in schwierigen Städten oder Armenvierteln arbeiten. Ärzte, die in den Stadtteilen praktizieren, in denen es viele Problempatienten und wenig Privatversicherte gibt, seien in jeder Beziehung die Verlierer des Systems.
Das entscheidende Versagen der im Frühjahr verabschiedeten Gesundheitsreform ist nach Ansicht von Lauterbach, dass die Zweiklassenmedizin nicht abgebaut, sondern sogar verstärkt wurde. Der SPD-Bundestagsabgeordnete zählte zu den wenigen Parlamentariern, die gegen die Gesundheitsreform der großen Koalition stimmten.
?Das System der Zweiklassenmedizin zeigt nach Ansicht des Gesundheitsökonomen nicht nur enttäuschende Behandlungsergebnisse im internationalen Vergleich, es ist zudem höchst ungerecht finanziert. "Die Beiträge werden fast nur von abhängig Beschäftigten und von Rentnern erbracht. Das sogenannte Solidarsystem wird bei näherer Betrachtung völlig unsolidarisch bezahlt, weil Einkommen aus Kapitalvermögen, Vermietung, Verpachtung und aus selbständiger Tätigkeit nicht oder nur zu einem geringen Teil berücksichtigt werden. Der Staat könnte diese Einkommen entweder direkt für Beiträge heranziehen oder zusätzliche Steuern zur Senkung der Beitragssätze erheben." ?

 

Anleitung zum Widerstand

 

BERGEN – BVDD-Schatzmeister Dr. Andreas Timmel hat seinen fachärztlichen Kolleginnen und Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern aufgerufen, massenhaft Leserbriefe an Presse, Rundfunk- und Fernsehredaktionen zu schreiben und sich sachlich mit den Thesen des Kölner Hochschullehrers und SPD-Parlamentariers auseinanderzusetzen. Der Hautarzt aus Bergen auf der Insel Rügen nennt auch gleich ein paar schlagkräftige Argumente: Bei Ulla Schmidt ist der Kölner Professor seit einiger Zeit als „Gesundheitsexperte“ nicht mehr gelitten. Die von der Bundesregierung immer wieder zu rate gezogenen „Weisen“ wie Bert Rürup vermeiden die Nennung seines Namens.?
?Außerdem ist Lauterbach als Mitglied im Aufsichtsrat der Rhön-Kliniken Partei, pro Krankenhaus und gegen wohnortnahe ambulante fachärztlicheVersorgung. Lauterbach studierte Humanmedizin in Aachen, Düsseldorf und San Antonio (Texas), von 1989 bis 1992 dann Gesundheitsökonomie (Health Policy and Management) und der Epidemiologie an der Harvard School of Public Health in Boston in den USA, hat aber nie als Mediziner in der Patientenversorgung gearbeitet und auch keine grundlegende wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung absolviert. Lauterbachs Ehepartnerin Dr. Angela Spelsberg leitet das Tumorzentrum des Aachener Universitätsklinikums.