„Keine andere Berufsgruppe muss sich so etwas bieten lassen“

Gesundheitspolitik

KBV-Chef Gassen spricht Klartext: „Reguliererei“ macht den Arztberuf unattraktiv

BERLIN - In der anhaltenden Debatte über Wartezeiten in der ambulanten Versorgung zeigt der neue 1. Vorsitzende der KBV, Dr. Andreas Gassen, klare Kante. „Die Ablehnung der Reguliererei hinein in das ärztliche Terminmanagement ist einhellig. Keine andere Berufsgruppe muss sich so etwas bieten lassen. Wir werden für dieses nach unserer Ansicht geringfügige Problem eine eigene Lösung anbieten", kündigte Gassen an.

Die KBV-Vertreterversammlung hatte zuvor rund fünf Stunden über die finale Fassung des Positionspapiers der KBV zu den gesundheitspolitischen Plänen der Großen Koalition beraten und dabei zahlreiche Änderungen an der über Monate in den Gremien der KBV erarbeiteten Vorlage vorgenommen.


„Wir sehen uns einer Regulierungswut gegenüber, die den Arztberuf einem freiberuflich tätigen Menschen nicht unbedingt attraktiv erscheinen lässt", warnte Gassen vor den negativen Folgen für die Bemühungen, den dringend benötigten medizinischen Nachwuchs für die Niederlassung zu gewinnen.

 

Das Wartezeitenthema werde von interessierter Seite geradezu zu einer "Monstranz der Zwei-Klassenmedizin" hochstilisiert. Das sei ein „populistisch gut zu bespielendes, aber kein reales Problem", wie die aktuelle Umfrage der KBV zu dieser Frage zeige. Und wenn man schon statistische Daten zu Wartezeiten erhebe, dann sollte darin künftig auch aufgenommen werden, wie oft vergebene Termine von Patienten ohne Vorankündigung platzen gelassen würden – auch diese Termine stünden nämlich nicht für die Patientenversorgung zur Verfügung.


Tatsächlich gebe es eine „gefühlte Unzufriedenheit im Hinblick auf Wunschtermine beim Wunscharzt“, räumte der neue KBV-Chef ein markierte zugleich aber gegenüber einer solchen Erwartungshaltung unmissverständlich die medizinisch begründete Grenze unter den Bedingung knapper Ressourcen: „Dringlichkeit kann nicht durch die Befindlichkeit des Patienten definiert werden.“ Seine Stellvertreterin die Thüringer Allgemeinmedizinerin Dipl.-Med. Regina Feldmann legte nach. Nachdem sich die Praxisgebühr als Steuerungsinstrument übermäßiger Inanspruchnahme als ungeeignet erwiesen habe, stelle sie sich die Frage, „ob es nicht an der Zeit ist, über eine sinnvolle Steuerung nachzudenken.“ Sie ließ allerdings offen, ob dies nun das Startsignal für eine neue "Hausarztlotsen"-Debatte sein soll.                Blu

 

 

Dipl.Med. Regina Feldmann (links) und Dr. Andreas

Gassen stellten sich nach der KBV-Vertreterversammlung

den Journalisten.