Hautärzte solidarisch mit chronisch Hautkranken

Gesundheitspolitik

Auftaktpressekonferenz zum Welt-Psoriasistag 2008

HAMBURG - Die Last der Schuppenflechte-Erkrankung wird vielfach unterschätzt, die notwendige leitliniengerechte Behandlung bagatellisiert. Zur Stigmatisierung in der Öffentlichkeit kommen erhebliche Kosten hinzu, die keine Krankenkasse übernimmt und die zu tragen, die Betroffenen vielfach überfordert. Das waren die Kernbotschaften einer Pressekonferenz zum Welt-Psoriasistag, mit der in einer konzertierten Aktion der Deutsche Psoriasis Bund, die Deutsche Dermatologische Gesellschaft und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen an die Öffentlichkeit gingen.

„Es war im April 1985 und ich war ein voll pubertierender Mann im zweiten Ausbildungsjahr zum Maschinenbauer. An diesem tag begannen meine Fingernägel sich nach oben zu wölben um rissig und porös zu werden. Gleichzeitig begann an meinen Ellenbogen und Kniekehlen die Haut sehr trocken und riesig zu werden“ , schilderte Thomas Voss vor Presse-, Funk- und Fernsehjournalisten anschaulich den Beginn seiner inzwischen 25jährigen Leidensgeschichte, mit zahllosen meist nur kurzfristig erfolgreichen Therapieversuchen, zahllosen Arztwechseln, hilflosen Fluchten zu Heilpraktikern und dubiosen Heilern, ehe er über den Aufenthalt in einer Fachklinik den Mut fasste, eine systemischen Therapie zu beginnen.

Damals traf er eine weit reichende Grundsatzentscheidung, wie er in Hamburg darstellte: „Ich möchte lieber nur 50 Jahre alt werden, dies aber mit einer lebenswerten Qualität, als 80 Jahre und das mit der Lebensqualität der vergangenen zehn Jahre“.

Eine moderne fachgerechte medizinische Versorgung setzt heute auf nebenwirkungsarme Langzeittherapie, wie Prof. Peter Elsner unterstrich. Diese im Vergleich zu rein symptomatischen Lokaltherapien teuren neuen Behandlungsmethoden sind aber angesichts der erheblichen Komorbiditäten und der hohen Beeinträchtigungen der Lebensqualität gerechtfertigt, wie der Leiter der Jenaer Universitäts-Hautklinik unterstrich. Elsner verwies etwa darauf, dass rund ein Fünftel der etwa 2,5 Millionen Psoriatiker in Deutschland an der besonders schmerzhaften Form der Psoriasis-Arthritis leiden, die bei unzureichender Behandlung zur Zerstörung der Gelenke führt.

Amerikanische Studien zur Lebensqualität stellten die physischen und psychischen Belastungen der Psoriasis in eine Reihe mit Myocard-Infarkt, Krebs und Depressionen, betonte Elsner.
Einen deutlichen Anstieg der Versorgungsqualität konstatierte Prof. Matthias, seit der ersten Erhebung im Rahmen der PSo-Best-Studie im Jahr 2005.

Während der Schweregrad der Erkrankung, die Beeinträchtigung der Lebensqualität und die Zahl der stationären Aufenthalte deutlich sank, stieg die Anzahl der leitliniengerecht systemischen Therapien bei schweren Psoriasisfällen von 45,4 auf 66,7 Prozent.

Gleichzeitig macht die neueste CVderm-Psoriasisstudie
in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Psoriasisbund aber ganz erhebliche regionale Unterschiede aus. Wie die PSoReal benannte Erhebung aus dem Jahr 2008 mit 2441 Teilnehmern ergab, haben beispielsweise Schuppenflechtepatienten im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein bislang nur in wenigen Ausnahmefällen eine Therapie mit einem modernen Biologic erhalten, wohingegen eine solche Therapie in Brandenburg, Bayern und Sachsen-Anhalt bereits weit häufiger verbreitet ist.

BVDD und DDG gemeinsam haben eine Reihe von Initiativen ergriffen, und die Versorgungssituation der Schuppenflechte-Kranken zu erfassen und auf der Basis epidemiologischer Daten gezielt zu verbessern, wie BVDD-Präsident Dr. Michael Reusch darstellte. Basis aller Bemühungen sei eine wissenschaftliche Leitlinie auf dem höchsten Niveau evidenz-basierter Medizin. Das CVderm liefere die wisssenschaftliche Grundlage. Über die Psoriasisnetzwerke solle die Versorgung flächendeckend verbessert werden. Auch heute noch verstünden sich Hautärztinnen und Hautärzte in erster Linie als Anwalt ihrer Patienten und nicht als „Leistungserbringer“. Patienten und ihre Ärzte dürften sich nicht von der Gesundheitspolitik auseinanderdividieren lassen, appellierte Reusch.

Für den Deutschen Psoriasis Bund beschrieb Geschäftsführer Hans-Detlev Kunz eine neue Form der Zwei-Klassen-Medizin im Rahmen des Morbiditätsbezogenen Risikostrukturausgleichs unter den Krankenkassen. Zu den 80 als besonders teuer und damit als ausgleichwürdig eingestuften Krankheiten zähle lediglich die äußerst seltene Psoriasis bei Kindern, wie Kunz hervorhob. Andererseits werde der chronisch kranke Psoriatiker zunehmend durch Eigenbeteiligungen, Selbstbehalte und insbsondere die Nicht-Erstattungsfähigkeit der so genannten OTC-Präparate belastet. Insgesamt – so das Fazit der Darstellung des Deutschen Psoriasis Budnes – wird die solidarisch finanzierte gesetzliche Krankenversicherung dem tatsächlichen Bedarf der chronisch Hautkranken zu wenig gerecht.

Da passt die Tatsache ins Bild, dass das Bundesgesundheitsministerium nach Kunz Angaben die Bitte des DPB abgelehnt hat, sich für die Aufnahme des Welt-Psoriasistages in die Liste der WHO-Gesundheitstage einzusetzen, wie Kunz mitteilte.